Ein kurzer geschichtlicher Rückblick
Bereits um 1100 bestand bei der Mündung des Fröschnitzbaches in die Mürz eine Kirche "Ecclesia ad Muorze" und ein Gutshof auf dem Gebiet des heutigen Knappenhofes. Von diesem Kirchenbau ist keine Spur mehr vorhanden. Als Markgraf Ottokar III. 1160 die Straße über den Semmering ausbauen und durch ein Hospiz im Cerwald (Spital/S.) sichern ließ, wurde am linken Fröschnitzufer ein landesfürstlicher Markt gegründet. 1227 erscheint er urkundlich als "Murzuslage" auf. Damals ritt der Minnesänger Ulrich von Liechtenstein auf seiner Reise von Venedig nach Böhmen "in hohem muot hin ze Murzuslage". Da sich der Handel rasch entwickelte, erhielt die Siedlung 1270 das Marktrecht. 1285 wird Mürzzuschlag erstmals „Stadt“ genannt. Im 13. Jh. erfolgte ein gotischer Kirchenneubau, von dem der untere Teil des Turmes noch vorhanden ist. Eine Darstellung dieser Kirche mit den gotischen Teilen des Turmes ist auf einem Votivbild in Spital/S. erhalten. Aus dieser Zeit stammt auch das seltene Patrozinium der hl. Kunigunde. Sie war die Gattin Kaiser Heinrich II. und wurde 1200 heilig gesprochen. Das Patrozinium „hI. Kunigunde“ weist auf die Zeit hin, in der die Steiermark ein Teil des Herzogtums Kärnten war. In diesem Herzogtum ist das Patrozinium sehr häufig, weil das fromme Kaiserpaar hier dem von ihnen gegründeten Hochstift Bamberg große Güter geschenkt hatte. 1327 gründete Herzog Otto der Fröhliche das Zisterzienserstift Neuberg. Die Siedlung Mürzzuschlag entwickelte sich so rasch, dass sie am Ende des 14. und während der Hälfte des 15. Jh. mehrmals Stadt genannt wird. Durch ein Privileg erhielt Mürzzuschlag das Recht der alleinigen Eisenverarbeitung zwischen dem Semmering und Leoben.
Während der Baumkircherfehde brannte der Ort 1469 ab. Die Kirche wurde so in Mitleidenschaft gezogen, dass sich die Neuberger Mönche verpflichteten, Kirche und Pfarrhof wieder aufzubauen. Mürzzuschlag wurde befestigt. Es wurde eine starke Mauer mit 5 Türmen und 2 Toren erbaut. Bei der Türkeninvasion im Jahre 1529 wurden viele Menschen getötet und 300 Personen aus der Pfarre verschleppt.
Als 1600 die Reformationskommission in Mürzzuschlag erschien, gab es kaum Widerstand. Die Ursache dafür, dass sich die Lehre Luthers hier nicht so stark ausbreiten konnte, war vielleicht das Zisterzienserkloster Neuberg. Es stellte seit dem 15. Jh. den Pfarrer in Mürzzuschlag.
Die Pfarre Mürzzuschlag besitzt sehr alte Matrikenbücher. So wurde das Taufbuch 1610, das Trauungs‑ und Sterbebuch 1603 begonnen.
1641 wurde in Mürzzuschlag ein Franziskanerhospiz gegründet. 1657 wurde es zum Kloster umgewandelt und eine Kirche gebaut. Das Franziskanerkloster war bei den Bürgern von Mürzzuschlag sehr beliebt. 1799 wurde es aufgehoben.
1665 wurde an der Wienerstraße/Auersbach die Kapelle „Herrgott auf der Rast“ errichtet.
Seit 1675 pilgern die Mürzzuschlager zur Gnadenmutter nach Mariazell.
1678 wurde die hölzerne Hl. Geist-Kapelle in der Grazerstraße durch einen Steinbau ersetzt. 1955 fiel sie der Straßenverbreiterung zum Opfer
1680 ließ der Neuberger Abt Leopold Fötsch am Hauptplatz die Johannes Nepomuk-Kapelle erbauen.
Nach mehreren Bränden und Restaurierungen beschloss man 1766 einen Neubau der Pfarrkirche. Der Neubau wurde durch die äußerst großzügigen Spenden von Leopold von Kharnersperg und seiner Schwester Konstantia ermöglicht. Die Baumeisterarbeiten übernahm Baumeister Rottmayer aus Kindberg. Er schuf ein rechteckiges Kirchenschiff mit Wandpfeilern. Dadurch entstanden je zwei Kapellen für Seitenaltäre. Baumeister Rottmayer schuf weiters einen rechteckigen, gerade geschlossenen, etwas eingezogenen Chor. Vor der Vergrößerung der hoch angebrachten Fenster um 1900 war im Inneren ein durchlaufendes, stark profiliertes Gesimse vorhanden. Der Bau und die dazugehörige Ausstattung ist im reinsten Rokokostil gehalten und gehört zu den schönsten Beispielen dieses Stils in der Steiermark.
Die Weihe der neuen Kirche nahm der Bischof von Seckau, Josef Graf von Spaur‑Pflaum und Valör, am 22. Juli 1774 vor. Er konsekrierte Hoch‑, Frauen‑, Kreuz‑, Floriani‑ und Freundschaftsaltar. Anlässlich der Errichtung eines Volksaltares im Jahre 1967 wurde die Mensa des Hochaltares abgetragen und das Tabernakel am Altar der Gottesmutter aufgestellt.
Anlässlich der 200‑Jahrfeier wurde die Stadtpfarrkirche 1974 innen restauriert. Die Hälfte der Restaurierungskosten wurde von den Mürzzuschlagern aufgebracht.
Anlässlich der steirischen Landesausstellung von 1991 in Mürzzuschlag gab es für unsere Kirche eine gründliche Aussenrenovierung. 1996 wurde die Kirche innen renoviert. Der Hochaltar kam mit dem Tabernakel wieder an die ursprüngliche Stelle.
In den letzten 215 Jahren haben 21 Pfarrer die Pfarre Mürzzuschlag geleitet. Im 20. Jh. waren dies: Karl Prangl (1893‑1905), Johann Hödl (1905 ‑ 1917), Karl Peinsipp (1917 ‑ 1938), Alexander Dillinger (1938 ‑ 1960), Franz Derler (1960 ‑ 1961),Peter Stocker (1962 – 1989), Dr. Peter Schleicher (1989 – 2001). Ferdinand Sattler (2001 – 2003), Mag. Alois Glasner (2003-2014), Mag. Hans Mosbacher (2003-2021)
Seit September 2021 Dr. Boguslaw Swiderski.
Brand im Jahre 1682 - rechts im Vordergrund eine Ansicht der gotischen Kirche in Mürzzuschlag
alter Pfarrhof vor 1900
Feier beim "Hergott auf der Rast" in der Wienerstraße